Schaufenster gegen das Vergessen

Die Vlothoer Zeitung hat über die Arbeit der Mendel-Grundmann-Gesellschaft berichtet. In ihrem Artikel vom 26. Mai 2014 informiert sie über das neu gestaltete Schaufenster der MGG in der Langen Straße 142 in Vlotho.

Die Mendel-Grundmann-Gesellschaft hält die Erinnerung an die früheren jüdischen Mitbürger Vlothos wach. Im Schaufenster des bislang leer stehenden Ladenlokals Lange Straße 142 ist jetzt die erste Dauerausstellung des Vereins eröffnet worden. Dieses Vereinsschaufenster soll dazu beitragen, dass das Schicksal der im Dritten Reich verfolgten und ermordeten Juden niemals in Vergessenheit gerät.

Im Beisein von Geschäftsmann Jürgen Meier und Andreas Mowe (Stadtmarketing), die sich beide um die Vermittlung von Leerständen kümmern, hat der Vorstand des gemeinnützigen Vereins Mendel-Grundmann-Gesellschaft die Präsentation vorgestellt. Vorsitzender Ralf Steiner, evangelischer Pfarrer in Exter, sagte: »Das Schaufenster ist jetzt unsere Visitenkarte.« Grüße überbrachte er vom Ehrenvorsitzenden Helmut Urbschat, der zur Eröffnung verhindert war.

Das Geschäftshaus von Fleischermeister Peter Wilke stand seit vielen Jahren leer. Es gehört inzwischen der Rehse-Gruppe (Burgstift). Das Schaufenster ist jetzt angemietet worden. Bei der Dekoration half die Firma Köster und Stuke und stiftete Stoffe und Gardinen. Versammlungen und Veranstaltungen des Vereins finden dort nicht statt.

Manfred Kluge hat die erste Ausstellung den wohl bekanntesten jüdischen Mitbürgern Vlothos gewidmet, den Inhabern des Kaufhauses Gustav Loeb und dem Ehrenbürger Hans Stephan Loeb, der sich sich in Amerika Stephen H. Loeb nannte. Im Jahr 1965 nahm der Studienrat Helmut Urbschat Briefkontakt zu Stephen H. Loeb auf. Gemeinsam planten sie das Mahnmal am jüdischen Friedhof (1969). Das war der Anfang eines allmählichen Versöhnungsprozesses. 1965 ist auch das Gründungsjahr der Mendel-Grundmann-Gesellschaft, die nach einer Unterbrechung im Jahr 1988 zur Versöhnungswoche neu ins Leben gerufen wurde. Ralf Steiner: »Am 14. Oktober 2015 begehen wir nun das 50-jährige Bestehen des Vereins.«

Für eine wechselnde Ausstellung hat Manfred Kluge noch viele Ideen und viel Material parat: zunächst über die verschiedenen Familien, unter anderem über die Mosheims und Grundmanns, dann über das Schicksal jüdischer Kinder und Jugendlicher, im November ganz gewiss das Thema Synagoge und zerstörter Friedhof, schließlich auch über das jüdische Neujahrsfest.

Der kleine Verein mit gegenwärtig 43 Mitgliedern hofft, dass sich ihm weitere Vlothoer anschließen. In dem Schaufenster werden Zielsetzungen und Ansprechpartner genannt. Ausgestellt sind dort auch die Bücher des Vereins, die weiterhin im Buchhandel oder direkt bei den Vorstandsmitgliedern erhältlich sind: »Wir wollen weiterleben: Das Schicksal der jüdischen Familie Loeb, dokumentiert in Briefen und Selbstzeugnissen« (2003) sowie das vollständig überarbeitete Standardwerk »Sie waren Bürger unserer Stadt, Beiträge zur Geschichte der Juden in Vlotho« (2013).

Besonderes Augenmerk finden im Schaufenster die Dekorationsstücke wie der fünfarmige Leuchter und viele andere Gegenstände, die aus dem Nachlass des früheren Küsters von Valdorf, Günter Ueckermann, stammen. Er hatte viele Reisen nach Israel unternommen. Pfarrer Christoph Beyer, der der Mendel-Grundmann-Gesellschaft neuerdings als Schatzmeister angehört, hat diese Dekorationsstücke vermittelt.

Quelle: Vlothoer Zeitung (Jürgen Gebhard, Reinhard Kehmeier)

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