Das Ehrenmal zählt 43 Namen.

An die jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Rassenideologie erinnert das Ehrenmal am jüdischen Friedhof. Nach einer Volkszählung vom Juni 1933 lebten im Amt Vlotho 87 Personen jüdischen Glaubens. Durch Auswanderung (28 Personen) und Umzüge im Land (vor allem in die Großstädte) reduzierte sich die Zahl bis zum Jahr 1941 auf 25 Personen.

Die Deportation der Vlothoer Juden geschah in drei Transporten. Zuvor waren diese Menschen in drei so genannten „Judenhäusern“ zusammengepfercht worden: Lange Straße 81, Lange Straße 83 und Höltkebruchstraße 9. Die erste Deportation fand am 10. Dezember 1941 statt. Mit Polizeibegleitung wurden die Menschen im Zug nach Bielefeld gebracht. Von dort ging am 13. Dezember 1941 ein Transport mit 1000 Personen nach Riga.

Die weiteren Deportationen erfolgten am 28./30. März 1942 ins Warschauer Ghetto und am 29. Juli 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt. Da von den 25 Personen, die von Vlotho aus deportiert wurden, nur zwei zurückkehrten, muss man bei dieser Gruppe schon von 23 Opfern ausgehen. Dazu kommen jene, die in die Großstädte verzogen, ins Ruhrgebiet oder nach Hannover wie die Familie Gustav und Helene Loeb. Für die Mendel-Grundmann-Gesellschaft bleiben sie Vlothoer Juden, denn sie haben nicht freiwillig ihre Heimatstadt verlassen. Die Zahl der Opfer erhöht sich noch durch die in die Niederlande geflohenen Juden, denn viele von ihnen wurden nach der deutschen Besetzung dort aufgegriffen, interniert und schließlich in die Vernichtungslager deportiert.

Die Liste der Opfer

Die Namen von insgesamt 43 Opfer sind auf dem im Jahr 1969 am jüdischen Friedhof errichteten Ehrenmal zu lesen:

Ilse Charig, Klara Frank, Marianne Frank, Selma Grundmann, Erich Grundmann, Dora Grundmann,  Magdalene Grundmann, Samson Heynemann, Hedwig Heynemann, Emma Juchenheim, Alwin Heynemann, Paula Heynemann,  Lore Heynemann,  Hans Heynemann,  Paul Heynemann,  Erich Katz,  Irma Katz,  Werner Katz,  Hilde Kohlberg,  Hedwig Levy,   Gustav Loeb,  Helene Loeb, Marianne Loeb, Anna Markus, Moses Mosheim, Gerda Mosheim, Johanna Nussbaum, Oskar Rosenwald, Adolf Rüdenberg, Rebekka Silberberg, Willi Silberberg, Hilde Lore, Simon Louis Steinberg, Nathan Speier, Henriette Speier, Erna Speier, Emmi Speier,  Leoni Warschauer, Ernst Warschauer, Gustav Weinberg, Ella Weinberg , Gertrud Windmüller, Ruth Windmüller.  

Erst nach der Errichtung des Ehrenmals wurde bekannt, dass Ernst Warschauer (Ehemann der Leoni Warschauer) nicht dauerhaft in Vlotho gelebt hat. Bei Marianne Loeb, die hier als Opfer geführt wird, haben ausführliche Recherchen zu dem Ergebnis geführt, dass ihr früher Tod nicht als Folge nationalsozialistischer Gewaltmaßnahmen angesehen werden kann, sondern offensichtlich auf eine zu spät erkannte Scharlachinfektion zurückzuführen ist.

Vom MGG-Vorstandsmitglied Jürgen Gebhard, veröffentlicht in der Vlothoer Zeitung am 10. November 2020.

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