Guy Stern (links) und Christian Bauer

 „Wir sind nur noch wenige – Erinnerungen eines hundertjährigen Ritchie Boys“ heißt der Titel der Autobiografie, die jetzt zum 100. Geburtstag am 14. Januar 2022 von Guy Stern erscheint. Das Buch hat einige Bezüge zu Vlotho. Guy Stern wuchs als Günther Stern in Hildesheim auf. Vater Julius Stern, Sohn des Besitzers eines Bekleidungsgeschäfts im hessischen Ulrichstein, hatte seine spätere Ehefrau, die Kaufmannstochter Hedwig Silberberg, in Vlotho kennengelernt.

Gedenken auf dem Friedhof

Bei einer Gedenkstunde für die Opfer des Novemberpogroms in Vlotho am 10. November 1938 haben Neuntklässler des Weser-Gymnasiums  die Namen aller Vlothoer jüdischen Mitbürger, die von den Nationalsozialisten vertrieben und ermordet wurden, verlesen. Zuvor hatten Bürgermeister Rocco Wilken und die Vorsitzende der Mendel-Grundmann-Gesellschaft, Pfarrerin Angela Winkler, Kränze und Gebinde an der Gedenkstätte auf dem jüdischen Friedhof an der Wasserstraße niederlegt.

Unterlagen der Silberbergs

Wer sich über die Geschichte Vlothos informieren will, ist noch heute auf das Buch des Lehrers und Heimatkundlers Karl Großmann (1896-1981) aus dem Jahr 1971 angewiesen. Seine Darstellung des Dritten Reiches ist äußerst knapp und lückenhaft. Immerhin verschweigt Großmann die Judenverfolgungen nicht und hält über die Deportationen fest: „Nach Vlotho kehrte keiner zurück.“ Doch das stimmt nicht.

Schüler bringen Metalltafeln an

41 Stolpersteine hatte der Kölner Künstler Gunter Demnig in den Jahren 2006 und 2007 in der Weserstadt verlegt. In die 10 mal 10 Zentimeter großen Messingplatten dieser Stolpersteine sind Namen, Geburts- und Sterbedaten der Vlothoer Holocaust-Opfer eingraviert. Welche Schicksale sich hinter diesen 41 Namen und den Zahlen verbergen, ist bald an allen Stolpersteinen per Smartphone abrufbar.

Mahnmal der Vlothoer Opfer

Auf dem Mahnmal für die Vlothoer Holocaustopfer ist auch der Name Ilse Charigs zu finden, obwohl sie schon 1933 nicht mehr in Vlotho lebte. Zum einen sollten damit alle Geschwister der Familie Mosheim auf dem Monument zusammengefasst werden. Doch es gibt noch einen anderen Grund, den Namen Charig auch in Vlotho nicht zu vergessen.

Putzen der Stolpersteine

Sie hätten auch eine längere Arbeit in ihrem Lieblingsfach schreiben können. Aber diese Schülerinnen und Schüler der Q1, der früheren 11, beschäftigen sich lieber mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Vergangenheit – der Verfolgung und Ermordung der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger im Nationalsozialismus. „Digitale Stolpersteine“ heißt der Projektkurs des Weser-Gymnasiums, den sie gewählt haben. Im Mittelpunkt stehen die  Vlothoer Juden.

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