Exponate von Jeffrey Stein

Zur Saisoneröffnung hat die Sonderausstellung „Der 1. und 2. Weltkrieg in Vlotho“ im Heimatmuseum für ein volles Haus gesorgt. Die Historikerin Inge Wienecke, der Oberstufenschüler Jeffrey Stein von der Europaschule in Bad Oeynhausen, der Historiker Thomas Gräfe und der Museumsleiter Udo Kohlmeier stellten Exponate zusammen. Die Geschichtswerkstatt Exter unterstützte das Projekt.

„75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dürfen wir die Gräuel nicht vergessen, die die beiden Weltkriege auch für die Vlothoer Bevölkerung gebracht haben“, wandte sich der Heimatvereinsvorsitzende Kurt Knäble zu Beginn an die zahlreichen Besucher. Er verwies auf die Stolpersteine, die vor der Kulturfabrik an die ehemaligen jüdischen Mitbürger Vlothos erinnern, die von den Nationalsozialisten deportiert und umgebracht worden waren.

Thomas Gräfe

„Der Historiker Thomas Gräfe von der Mendel-Grundmann-Gesellschaft berichtet über das Schicksal unser jüdischen Mitbürger“, kündigte Kurt Knäble an. Symbolträchtige Kunstwerke aus gefundenen Munitionsresten, kreiert vom heimischen Künstler Karl Heinz Sänger, und vom Oberstufenschüler Jeffrey Stein gesammelte militärische Exponate waren außerdem bestaunte Schauobjekte der Ausstellung.

Sammler historischer Requisiten

Seit sechs Jahren ist Jeffrey Stein leidenschaftlicher Sammler historischer Requisiten. „Mein Geschichtslehrer weckte in mir diese Sammelleidenschaft“, erzählte der junge Vlothoer. Flohmärkte durchstöbert er nach entsprechenden Fundstücken aus dem Kaiserreich und jüngeren Epochen. „Morgen muss ich meine Facharbeit zum Thema ‚Parteiorganisation und Regierung der Stadt Vlotho im Dritten Reich – ein verbrecherischen Bündnis?‘ abgeben“, teilte Jeffrey Stein mit.

Hatte der Gymnasiast über die lokalgeschichtlichen Geschehnisse im Nationalsozialismus recherchiert, so befasste sich Thomas Gräfe in seinem Vortrag mit dem Schicksal der Vlothoer Juden in drei Kriegen. „Die Geschichte der Kriege steht in enger Verbindung zur deutsch-jüdischen Geschichte und zur Geschichte des Antisemitismus“, resümierte er. Die patriotische Bewährung jüdischer Kämpfer im deutsch-französischen Krieg 1870/71 sei nach dem Ersten Weltkrieg bereits vergessen gewesen. Die Mehrheitsgesellschaft habe den Einsatz der Juden nicht honoriert, weil das rechtsgerichtete Bürgertum einen Sündenbock für die Niederlage gebraucht habe.

Karl Heinz Sänger

Kein Schutz vor Verfolgung

Der Antisemitismus habe sich nach dem Ersten Weltkrieg weiter verstärkt, obwohl jüdische Soldaten noch bis 1936 nachträglich für ihre Verdienste im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet worden seien. „Der Veteranenstatus war im Dritten Reich allerdings kein Schutz vor Verfolgung“, erläuterte Thomas Gräfe abschließend. Im Vorfeld der Ausstellung hatten Ursel und Udo Kohlmeier sowie Barbara und Bernd Büschenfeld mit weiteren fleißigen Helfern das Heimatmuseum frühjahrsfein für den Saisonauftakt gemacht. Bei Kaffee, Tee und Waffeln bot der Heimatverein den entsprechenden Rahmen für die informative Geschichtsstunde.

 

Text und Fotos von Gisela Schwarze, veröffentlicht in der Vlothoer Zeitung am 4. März 2020.

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